S&P sollte Berlin downgraden
Von stabil auf negativ hat die US-Ratingagentur S&P den Ausblick für die EU korrigiert. Klingt logisch, ist aber falsch. Wenn überhaupt, dann verdient Berlin ein Downgrade!
Den Juncker-Plan für Investitionen, das neue Griechenland-Programm und das EU-Referendum in UK nennen die S&P Experten als potentielle Risiken für das EU-Budget.
Doch der Griechenland-Bailout wird gar nicht, der Junckerplan nur zu einem geringen Teil aus dem Gemeinschaftsbudget finanziert. Neue Risiken für die EU gibt es keine.
Und der Brexit wäre bestenfalls mittelbar eine Belastung für den EU-Haushalt. Denn sofort kämen die Briten nicht raus aus der Beitragspflicht.
Wahrscheinlicher ist ohnehin, dass sie sich einen neuen Rabatt ertrotzen und in der EU bleiben. Das dürfte S&P erfreuen, würde allerdings das EU-Budget belasten.
Kurz: Die US-Wächter liegen auf ganzer Linie falsch. Sie ordnen die Risiken falsch ein. Wenn sie unbedingt den Daumen senken wollen, müssen sie die Bonität Deutschlands senken.
Denn das deutsche Finanzrisiko ist durch den aufs Scheitern angelegten Griechenland-Deal gestiegen … und Berlin trägt auch noch die größte Verantwortung! Mehr zu Deutschland hier
Carlo
6. August 2015 @ 21:05
Na klar unverständlich. Das moderne Geld entsteht als Kredit über einen Buchungssatz. Das können die Eurostaaten auch ohne IWF, mit Hilfe der EZB, erzeugen. Die EZB erzeugt über ihr QE-Programm jeden Monat 60 Mrd € und pumpt sie in die “Märkte”. Genauso gut könnte sie die Schulden Griechenlands zum Nominalwert aufkaufen.
Peter Nemschak
5. August 2015 @ 19:01
Unverständlich? Der IWF ist ein nützlicher Partner, wenn es darum geht, Reformen durchzusetzen und lässt sich durch politischen Druck nicht so leicht aus dem Geleise werfen.
Carlo
5. August 2015 @ 16:16
Die Falle schnappt zu. So kann man es in Kurzform fassen.
Vor allem deutsche Politiker drangen, aus unverständlichen Gründen, darauf, den IWF unbedingt an der “Rettung” Griechenlands zu beteiligen. Jeder von ihnen hätte wissen müssen, dass diese Organisation immer darauf drängt, dass ihre Kredite bis zum letzten Cent bedient werden. Jetzt sind, ich glaube bis 2024, noch ca. 21 Mrd. € offen und der IWF hat berechtigte Zweifel, dass diese durch Griechenland gezahlt werden können.
Um die Tilgung ihrer Forderungen sicher zu stellen, verlangt der IWF, dass die europäischen Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten und macht davon seine zukünftige Beteiligung an weiteren Krediten abhängig.
Nun muss niemand so tun, als hätte man so eine Entwicklung nicht vorhersehen können. Man ist sehenden Auges in eine Sackgasse (mit Falle gelaufen) und wird sich wahrscheinlich nur mit hohen Kosten daraus “befreien” können, wenn man weiterhin darauf besteht, dass sich der IWF an Krediten beteiligt.
Der IWF hat, durch seine enge Anbindung an die USA, natürlich die Ratingagenturen auf seiner Seite. Die werden genügend Druck gegen Europa aufbauen können. Dabei sollte man nicht vergessen, dass Griechenland nicht die einzige Baustelle dieses Kontinentes ist.
Habnix
5. August 2015 @ 15:23
Das stellt sich so da, als wäre es ein Versehen .Ist es aber nicht
Meik
5. August 2015 @ 13:33
Wer überhaupt auf diesen Ratingmüll reagiert, hat das Geldsystem nicht verstanden.
Peter Nemschak
5. August 2015 @ 11:24
Selbst wenn….die Bonität Deutschlands wird dadurch nicht nennenswert beeinträchtigt. Höchste zeit, dass die griechischen Reformen vorangebracht werden. Jeder der beteiligten Akteure, mit Ausnahme des linken Flügels der Syriza, dem nicht zu helfen ist, hat nunmehr begriffen, dass die Reformen notwendig sind, um den griechischen Staat voranzubringen. Der in Aussicht gestellte Schuldenschnitt soll als Incentive wirken, die bisher verschleppten Reformen zu beschleunigen.
ebo
5. August 2015 @ 11:30
Incentive? In der B Zeitung fordern deutsche Politiker, den Griechenland Deal platzen zu lassen, weil der IWF bisher nicht an Bord ist. Dieselben Politiker blockieren den Schuldenschnitt, der für den IWF Bedingung ist…
Peter Nemschak
5. August 2015 @ 15:05
Die Ökonomen des IWF wollen (richtigerweise) einen massiven Schuldenschnitt, letztlich wird es in der ersten Phase aus politischen Gründen einen relativ kleinen geben. Kapitalrückzahlungen sind in den nächsten Jahren kaum fällig, daher kann man sich einen größeren Schuldenschnitt vorläufig ersparen.