Bastelt Berlin an neuem Bündnis?
Das war ja ein toller Besuch von Verteidigungsminister Von der Leyen: Sie war als Erste (vor den Briten) bei ihrem US-Amtskollegen Mattis und hat gleich einen regelmäßigen „strategischen Dialog“ vereinbart.
Was das bedeutet, ist den offiziellen Kommuniqués zwar nicht zu entnehmen. Sie atmen nur die Zufriedenheit, dass Mattis sich eindeutig zur Nato und zur Kooperation mit Deutschland bekannt habe.
Doch bei näherer Betrachtung zeichnet sich ein neues Muster ab: Von der Leyen und Merkel basteln offenbar an einem neuen Bündnis im Bündnis, bei dem die Bundeswehr die zentrale Rolle spielt.
„Die Bundeswehr wird zu führenden Nato-Armee“, meldet telepolis mit Verweis auf einen FAZ-Bericht. Rumänien und die Tschechische Republik sollen Teile ihrer Heerestruppen eingliedern.
Die Niederlande haben dies bereits gemacht. Und die Bundeswehr hat schon die Führung der neuen Nato-Aufmarschs in Litauen übernommen. Offenbar will die deutsche Armee voran marschieren.
Dabei ist sie miserabel ausgerüstet und kaum einsatzbereit. Deutschlands Verteidigungsbudget liegt mit 1,2 Prozent weit unter der Nato-Zielmarke von 2,0 Prozent des Gesamthaushalts.
Doch mit der Anbiederung bei den USA und der Eingliederung anderer Nato-Truppen bekräftigt Deutschland seinen Führungsanspruch – nicht nur außenpolitisch, sondern auch militärisch.
Ob das hilft, US-Präsident Trump umzustimmen und die Nato wiederzubeleben, bleibt abzuwarten. Eins ist aber schon jetzt klar: Es bremst Frankreich aus. Paris ist historisch der wichtigste Partner der USA.
Und Frankreich wäre auch der natürliche Partner Deutschlands, denn das Land verfügt über die Atomwaffe und schlagfähige, schnell verlegbare Truppen. Dem will Berlin offenbar etwas entgegensetzen.
Wenn Großbritannien die EU verlässt, könnte Deutschland so auch zur militärischen Vormacht in Europa aufsteigen – „endlich“…
Peter Nemschak
11. Februar 2017 @ 13:20
Die NATO wird hoffentlich auch Trump überleben. Europa ist ein natürlicher Partner der USA, wirtschaftlich und kulturell. Längst fällig ist eine Erhöhung des europäischen Beitrags zur NATO. Dass Deutschland als bevölkerungsreichstes und wirtschaftlich stärkstes Land, ungeachtet der Bedeutung Frankreichs zur Führungsmacht in Europa wird, ist doch nicht verwerflich, auch wenn sich viele nach wie vor zieren. Was soll die Germanophobie, die vor allem bei den Kommunisten und deren Sympathisanten, welche seinerzeit Feuer und Flamme für eine Neutralisierung Deutschlands während des Kalten Kriegs waren, endemisch zu sein scheint?
ebo
11. Februar 2017 @ 15:41
Deutschland hat bisher gut daran getan, sich militärisch zurückzuhalrten. Niemand in Deutschland hätte Verstädnis für eine militärische „Achse“ Berlin-Washington, wenn das ein Bündnis mit Trump bedeutet. Europa hingegen hätte ein Interesse daran, einen europäischen Pfeiler in der Nato aufzubauen, mit DE und FR als tragende Mächte. Meine Sorge ist, dass Merkel genau das verhindert und Europa an das untergehende Trump-Imperium kettet…
Peter Nemschak
11. Februar 2017 @ 17:56
Die USA sind nicht Trump. Man muss langfristig denken. Nur wegen Trump auf ein bewährtes Bündnis, das auch im geopolitischen Interesse der USA ist, zu verzichten, halte ich für verfrüht. Zuerst einmal sehen, wie sich die Dinge entwickeln und hinter den Kulissen einer aufgeregten Öffentlichkeit Einigkeit innerhalb der EU bezüglich des weiteren Vorgehens herstellen. Trump ist außenpolitisch völlig unerfahren und blank, heute so und morgen anders. Putin geht bezüglich des volatilen und impulsiven Trump professioneller vor als die meisten aufgescheuchten Politiker im Westen. Slowenien, das sich als Gastgeber für ein baldiges Treffen Trump/Putin aufgedrängt hat, hat er höflich aber bestimmt abgewiesen.
Peter Nemschak
11. Februar 2017 @ 19:05
Man soll sich durch die possenhafte Amtsführung Trumps nicht aus dem Konzept bringen lassen. Der letzte Höhepunkt: Trump will bei seinem Lieblingsprojekt, der Mauer zu Mexiko, die Preisverhandlungen selber führen, um die Kosten des Projekts zu senken – vermutlich um sich vor den kleinen Leuten im zuständigen Ministerium wichtig zu machen. Wenn er so weiter macht, wird er bald die Lohnabrechnungen der für die Mauer ausgewählten Baufirmen unter den gelangweilten Blicken seiner Mitarbeiter, die sich genüßlich zurücklehnen werden, selbst überprüfen können. So ein CEO ist ein armes Schwein, wenn man ihm die Fahrradkette aushängt. Das Sprichwort sagt: Schuster bleib‘ bei deinem Leisten. Wie wahr!
Werner G
13. Februar 2017 @ 10:42
….bekräftigt Deutschland seinen Führungsanspruch – nicht nur außenpolitisch, sondern auch militärisch.
So werden wir doch noch zum Handlanger der abgewählten Clinton- Busch-Sippe und wie ich unsere Eliten einschätze, sind wir dann ganz schnell an den Brandherden der Welt im Einsatz.
VdLeyen konnte ja noch mit einer 50 Jahre alten Transportmaschine in die Heimat zurück fliegen, für unsere Soldaten befürchte ich, daß sie mit der veralteten Ausrüstung verheizt werden. Wer dann verletzt und traumatisiert zurück kommt wird allein gelassen. Vielen Dank Frau M und VDL.
F.D.
11. Februar 2017 @ 12:59
„Paris ist historisch der wichtigste Partner der USA.“ – Na ja, in Stein gemeisselt ist das auch nicht unbedingt, oder? Gegen die Engländer damals im Unabhängigkeitskrieg auf jede Fall, Ludwig der XVI. hat dafür seinen Kopf hinhalten müssen, weil so viel Geld dafür drauf ging. Aber eigentlich wäre Deutschland schon seit 1870/71 der natürliche strategische Partner der USA auf dem europäischen Kontinent gewesen. Die Deutschen haben es bloss strategisch extremst verbaselt.