Das Imperium muss wachsen…

Trotz der Krise um die Ukraine gibt man sich in Berlin optimistisch: Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier werden die Wogen schon glätten. Doch da ist auch noch Polen, das auf Vergeltung sinnt – und die “Östliche Partnerschaft”, mit der die EU Russland einkreisen könnte.

Außenminister Steinmeier wählte drastische Worte, um sich Gehör zu verschaffen. Dies sei die schlimmste Krise seit dem Mauerfall, es drohe eine Spaltung Europas.

Eine Spaltung – auf der Krim? Bisher war den meisten EU-Bürgern wahrscheinlich nicht einmal bewusst, dass die Krim zu EUropa gehören soll.

Doch genau das ist das Ziel der EU-Politiker in Brüssel. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, bereiten sie die nächste Expansion vor.

Die Ukraine – die ganze Ukraine – soll (wie Georgien und Moldawien) Teil der neuen „Östlichen Partnerschaft“ werden, die die EU als Gegenentwurf zu Putins „Eurasischer Union“ konzipiert hat.

Einige Länder wie Polen fordern sogar einen EU-Beitritt. In Brüssel spricht man lieber vage von einer „europäischen Perspektive“ – doch im Kern läuft es auf dasselbe hinaus.

Bisher versuchten die EU-Chefs, Putin ihre Expansionspläne durch freundliches Zureden schmackhaft zu machen.

Beim letzten EU-Russland-Gipfel in Brüssel setzte man Expertengruppen ein, die beweisen sollen, dass das geplante EU-Assoziierungsabkommen und die russische Zollunion mit der Ukraine miteinander kompatibel sind.

Damals hatten Barroso und Van Rompuy offenbar noch die hohe europäische Abhängigkeit von russischem Erdgas im Hinterkopf.

60 Prozent der russischen Gasexporte in die EU fließen durch die Ukraine, einige baltischen Staaten sind zu 100 Prozent von Gazprom abhängig.

Doch auch diese – manche sagen: falsche – Rücksichtnahme ist nun passé. Die EU-Kommission hat ein Verfahren gegen die russische South-Stream-Pipeline eingeleitet und schwenkt mehr und mehr auf Anti-Putin-Kurs ein.

Neue Machtverteilung innerhalb der EU

Dies spiegelt die neuen Machtverhältnisse in der EU wieder. Beim Irak-Krieg waren Polen und die baltischen Staaten noch in der Minderheit; die „neuen Europäer“ wurden außenpolitisch noch nicht richtig ernst genommen.

Dies hat sich grundlegend geändert. Über das so genannte „Weimarer Dreieck“ haben Deutschland und Frankreich die Polen außenpolitisch eingebunden und massiv aufgewertet.

Polen war denn auch die treibende Kraft bei der Annäherung der Ukraine an die EU – und bei der Forderung nach Sanktionen gegen das alte Janukowitsch-Regime.

Auch bei den Strafmaßnahmen gegen Russland gibt Polen den Ton an. In Berlin glaubt man zwar, die „neue deutsche Außenpolitik“ entscheide über den Ausgang dieser Krise.

In Wahrheit sind Merkel und Steinmeier zwischen Warschau, London, Washington auf der einen und Moskau auf der anderen Seite hin- und hergerissen – Ausgang ungewiss.

Schon beim Sonder-EU-Gipfel zur Ukraine am Donnerstag könnte es eng werden für die Deutschen. Und der Expansionskurs könnte plötzlich  aggressive Züge annehmen…

Dies ist ein Auszug aus einem Beitrag für “Cicero online”, der ganze Text steht hier. Siehe auch “Das Imperium muss wachsen” (Teil 1, zu Kroatien)

Grafik Quelle: Wikipedia