Auf der Kippe
Erst der Grexit, nun der Brexit! Ganz EUropa schaut nach dem Wahl-Schocker auf London. Dabei steht nicht nur Großbritannien auf der Kippe. Auch in anderen EU-Ländern sieht es gar nicht gut aus.
[dropcap]F[/dropcap]angen wir in Spanien an. Dort wird am Sonntag eine neue Regierung gewählt. Kurz vor der Wahl ist die – von Kommissionschef Juncker bevorzugte – konservative Regierung in eine Abhöraffäre verwickelt.
Sollte es auch nach dieser Wahl keine neue, vermutlich linke und EU-skeptische, Mehrheit geben, so könnte Madrid zurück in die Krise rutschen. Die Märkte sind wegen UK schon angriffslustig!
Unklar ist die Lage auch in Österreich. Dort hat der rechtsnationale Kandidat Hofer die Präsidentschaftswahl angefochten. Das wurde zwar zurückgewiesen; die Prüfung vorm Verfassungsgericht geht jedoch weiter.
Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Wahl für ungültig erklärt wird und ein FPÖ-Mann die Republik übernimmt…
Wacklig wird es zunehmend in Italien und Frankreich. In Italien hat die EU- und Euro-kritische 5-Sterne-Bewegung gerade das Rathaus von Rom erobert, sie fordert ein Euro-Referendum.
In Frankreich regiert Präsident Hollande mit Notverordnungen und einsamen Entscheidungen – wie zuletzt im Streit um eine Kundgebung in Paris. Der Front National lacht sich ins Fäustchen.
Fast völlig verloren für die EU sind bereits Länder wie Ungarn, Polen oder die Slowakei. In Budapest und Warschau regieren harte Nationalisten, die sich offen über Brüssel hinwegsetzen.
In Bratislava herrscht ein populistischer „Sozialdemokrat“, der am 1. Juli den EU-Vorsitz übernehmen soll. Das „Warm-up“ sei „beunruhigend“ gewesen, meldet der EU-Fachdienst EurActiv.
Und dann wären dann noch Länder wie Schweden, Dänemark oder die Niederlande, die bei einem Brexit selbst mit einem Austritt – oder einer EU-Blockade – liebäugeln könnten.
Ok, Deutschland bleibt der ruhende Pol. Obwohl… Die Sozialdemokraten in Berlin haben offenbar schon den Vorwahlkampf begonnen und setzen sich zunehmend von Kanzlerin Merkel ab.
Und Merkel selbst setzt auf wechselnde Partner, um im deutschen EUropa ein prekäres „Gleichgewicht“ zu erhalten. Dafür braucht sie ihren Freund Cameron. Doch wenn der ausfällt…
Andres Müller
26. Juni 2016 @ 22:05
Habe was klingeln gehört 😉 Es gab am Wochenende ein Geheimtreffen in Basel, mit Vertretern der grossen Notenbanken und ziemlich illustren Gästen. Es klingelt nach einer neuen Taktik -falls meine Infos stimmen- wird das ein gewaltiges Erdbeben an den Märkten auslösen.
Banken werden abgewickelt, vorbei mit to big to fail?
Und auch, in den USA wird es wohl trotz Brexis (falls der überhaupt noch kommt) eine Zinserhöhung geben -vermutlich sogar eine recht deutliche Duftmarke des neuen Windes. Und die Notenbanken sollen ihre Wertpapierlager und Währungsreserven abbauen. Es riecht danach das man die Aktienmärkte (den Finanzboom“) opfert, respektive die hohen Kurse jetzt sausen lassen will. Ein Vorgeschmack darauf liefert das geforderte „neue Wachstumsmodell“
http://www.fuw.ch/article/biz-mahnt-zu-neuem-wachstumsmodell/
Klingt irgendwie nach schwarzen Schwänen, die man jetzt absichtlich losflattern lässt um die Banken (den Finanzboom) zu erschlagen.
GS
25. Juni 2016 @ 00:09
Sonntag ist Wahl in Spanien. Könnte wieder ein Beben geben, auch an den Märkten am Montag. Die Amis sind heute am Tagestief aus dem Handel gegangen. Kann ein tiefroter Montag werden…
S.B.
26. Juni 2016 @ 12:03
@GS: Keine Angst, die Notenbanken stehen bereit, um die Finanzmärkte bei Erforderlichkeit zu manipulieren, … ähm …. „zu stabilisieren“. 😉
http://www.handelszeitung.ch/politik/geheimtreffen-notenbanken-wollen-finanzmaerkte-stuetzen-1125761
Johannes
24. Juni 2016 @ 20:50
Ich habe nur noch eins, große Angst vor der SPD und den Grünen. Beide werden jetzt versuchen, uns Deutsche für Süd Europa über den Tisch zu ziehen.
Sie werden uns mehr Schulden aufzwingen, wir Bürger dürfen das mit denen privat natürlich nicht machen.
Und man wir jetzt den Super-EU-Staat uns aufzwingen.
Jetzt muss man die SPD erst recht bekämpfen.
kaush
24. Juni 2016 @ 12:43
Cameron tritt zurück und es wird wohl Neuwahlen geben. das ist die Chance für die Briten sich von TINA zu verabschieden. Die alternativlose Zeit ist vorbei.
Ein guter Kommentar von George Galloway:
https://www.youtube.com/watch?v=H68SYOoaahY
Hermann
24. Juni 2016 @ 14:57
Wäre schön, wir könnten uns schon gestern von TINA-Merkel verabschieden.
Peter Nemschak
24. Juni 2016 @ 10:49
Das Ergebnis war eindeutig, aber doch relativ knapp.
kaush
24. Juni 2016 @ 09:25
Gratulation an die britischen Bürger und vor allem Respekt, dass trotz der massiven Angstmacherei, eine Mehrheit für den Brexit gestimmt hat.
Und es dürften nicht wenige aufgrund der Angstmache am Ende in der Wahlkabine gegen den Brexit gestimmt haben. Entgegen ihrer eigentlichen Meinung.
Also braucht man sich bestimmt keine Sorgen über ein gespaltenes Land machen.;)
Hermann
24. Juni 2016 @ 10:03
Kommentar Volker Kauder: Mit Bedauern haben wir erfahren müssen, daß sich die Bürgerinnen und Bürger in Großbritannien von Europa verabschiedet haben.
Ich frage mich, wo segelt die Insel hin?
Ein hochdotierter Herr Kauder kann nicht einmal Europa und EU auseinanderhalten.
Hermann
24. Juni 2016 @ 15:51
Also braucht man sich bestimmt keine Sorgen über ein gespaltenes Land machen.;)
In gewisser Weise schon. Lt. n-tv zieht Schottland ein erneutes Referendum in Betracht.
GS
24. Juni 2016 @ 06:57
Und da ist er, der Brexit.
Übrigens noch mal zum Thema einpreisen. Dax Future seit gestern Abend -9 %, Pfund zu Dollar -10 %. Also Leave war da mal gar nicht eingepreist. 😉 Da dürften jetzt die Zentralbanken massiv intervenieren.
S.B.
23. Juni 2016 @ 20:23
„Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Wahl für ungültig erklärt wird und ein FPÖ-Mann die Republik übernimmt…“
Nicht auszudenken, würde der Demokratie, wenn schon unmöglich in der EU, dann wenigstens in einem kleinen Mitgliedsstaat zu ihrem Recht verholfen. 😉
Claus
23. Juni 2016 @ 18:38
In der Tat eine handfeste Krise! Und was macht man da? Schauen wir doch mal nach, wer bereits brauchbare Idee zur Lösung präsentierte: Zunächst Bertold Brecht – Über das Volk, Buckower Elegien:
„Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“
Und gar nicht mal so überraschend äußert sich auch Herr Gauck ganz sportlich zu dem gleichen Thema, ARD-Interview vorgestern über patriotische Bewegungen und Parteien in Europa:
„Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem.“
Nun wissen wir es! Also, liebe Berufseuropäer und Eliten: Wählt Euch doch ganz einfach andere Völker, dann klappt es auch mit der EU.
Moment mal – gibt es da etwa einen Zusammenhang?
Peter Nemschak
23. Juni 2016 @ 18:15
Sollte die EU wegen Hofer auseinander fallen, hat sie ohnedies nichts anderes verdient.