Auch die City hat sich verzockt
Nicht nur Cameron, die Umfrageinstitute und die Wettbüros lagen beim Brexit-Votum daneben. Auch die City of London hat sich verzockt.
Bis zuletzt hatten die Trader an einen Sieg des Remain-Camps geglaubt. Das Pfund zog an, die Börse stieg.
Umso härter war dann der Absturz. Es wurde ein Black Friday, der in die Börsengeschichte eingehen wird.
Was lernen wir daraus? Die Trader kennen ihr eigenes Land nicht, Buchmachern und Börsianern in London ist nicht zu trauen.
Verrückt, wenn man bedenkt, dass diese Golden Boys auch ungestraft gegen den Euro und Südeuropa gezockt haben…
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 10:49
@ebo Seit 2008 haben sich nicht nur Unternehmen sondern auch und gerade Staaten an den Finanzmärkten in großem Umfang finanziert. Manche Staaten wären sogar pleite gegangen, hätten sie nicht abnormal niedrige Zinsen angeboten bekommen. Es liegt an den Staaten und Privaten, ob multinationalen Konzernen, Mittelstand oder den vielen Kleinunternehmen, Investitionen zu entscheiden. Solange die Steuersysteme in den Industrieländern Arbeit stärker als Energie besteuern, werden eher arbeitssparende als energiesparende Investitionen erfolgen. Dies ist empirisch zu beobachten. Zu den wirkungsvollsten Investitionen in unserer Wissensgesellschaft gehören zweifellos Investitionen in Bildung. In diesem und im Segment Infrastruktur sind die öffentlichen Hände besonders gefordert. Der Versuch Besitzstände der Vergangenheit, sei es im Bereich der Unternehmen oder im Bereich der Arbeitnehmer, zu halten muss scheitern. Ein wettbewerbsfreundliches Klima in der EU nach Ausscheiden des UK zu erhalten, wird eine Herausforderung werden. Der Weg der kommunistisch inspirierten französischen Gewerkschaften ist jedenfalls kontraproduktiv und wider jegliche ökonomische Vernunft. Er führt direkt in die Arme der Rechtsextremen.
Ivano
25. Juni 2016 @ 06:37
Wenn in den Tagen vor der Abstimmung einhellig berichtet wird, das Remain-Lager liege nun vorn, wird dies an den Börsen verarbeitet (GBP, Indizs steigen). Dass sich die Demoskopen (mal wieder) geirrt haben, kann man schlecht den „Zockern“ anlasten.
ebo
25. Juni 2016 @ 10:18
@Ivano Nun ja, die Trader sitzen ja nicht in New York, sondern in der City of London, also im Herzen Großbritanniens. Da sollte man schon erwarten, dass sie mehr von der Stimmung in ihrem Land mitbekommen als die Durhchalteparolen des Remain-Lagers.
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 10:54
Bei den Tradern muss man differenzieren. Banken, Hedgefonds und andere institutionelle Investoren haben unterschiedliches Verhalten zu unterschiedlichen zeiten. Das macht eben den Markt. Solche Gelegenheiten wie jetzt bieten Investoren mit entsprechenden Cash-Reserven die Möglichkeit günstig in den Markt einzusteigen. Wenn man der Logik von ebo folgt, müssten die Reichen nicht reicher sondern ärmer werden.
GS
25. Juni 2016 @ 00:07
Insbesondere sind einige Banken massiv abgeschmiert. Südeuropa hat’s am härtesten getroffen. Mal sehen, ob es da wieder Schieflagen gibt…
Lina
24. Juni 2016 @ 23:40
@ebo
Yep.
„Verrückt, wenn man bedenkt, dass diese Golden Boys auch ungestraft gegen den Euro und Südeuropa gezockt haben…“
Nicht verrückt sondern logisch.
😉
Karl Pongratz
24. Juni 2016 @ 19:17
Was lernen wir daraus?
Ich würde eher sagen das Finanzmärkte absoluter Mist sind!
Das gilt für die Briten als auch für den Rest der Welt.
Peter Nemschak
25. Juni 2016 @ 07:22
Die Finanzmärkte sind, das ist nicht neu, volatil. Politische Börsen haben gewöhnlich kurze Beine und übertreiben besonders stark. Wenn sich die Lage beruhigt hat, werden die Käufer zurückkommen. Kluge Langfristinvestoren nützen solche Gelegenheiten zum Kauf. Grundsätzlich haben diese Märkte eine nützliche Funktion für die Finanzierung von Unternehmen und Staaten. Bei Krisen wird nur von Verlusten gesprochen, die starken Aufwärtsbewegungen der letzten Jahre aber gerne vergessen. Jene, die sie ablehnen, haben nicht begriffen, wie Marktwirtschaften funktionieren.
ebo
25. Juni 2016 @ 10:20
@Nemschak Wo war denn die nützliche Funktion der Finanzmärkte seit 2008? In Europa sind die Investitionen immer noch nicht auf Vorkrisenniveau. Und wenn sich die Lage nicht schnell beruhigt, droht nächste Woche der nächste Absturz. Schon jetzt erinnert die Lage an den Lehman-Crash…
Peter Nemschak
24. Juni 2016 @ 18:47
Ein paar Leute, die dagegen gewettet haben, haben ein Riesenvermögen gemacht, sicher auch in der City. Anders funktioniert das nicht.
Skyjumper
24. Juni 2016 @ 22:13
Absolut. Für jeden Verlierer der sich verzockt hat, gibt es auch einen Gewinner der genau richtig lag. Das Geld das an den Finanzmärkten gesetzt wird ist (fast) nie weg, es hat nun nur ein anderer.
ebo
24. Juni 2016 @ 22:43
So einfach ist das nicht. Heute wurden Milliarden verbrannt, es war fast so schlimm wie bei Lehmann.