Athen verfehlt Plansoll (II)
Griechenland hat den Rückkauf eigener Staatsanleihen erfolgreich abgeschlossen, jedoch das Plansoll verfehlt. Zwar wurden wie geplant Anleihen im Wert von 30 Mrd. zurückgekauft – zu einem deutlichen geringeren Preis als bei der Ausgabe, so dass der Schuldenstand sinkt. Allerdings liegt der Rückgang der Schulden um 450 Mill. Euro unter den Zielvorgaben der Eurogruppe, berichtet “ekathimerini”
IWF-Chefin Lagarde begrüßte das Ergebnis, überließ eine Bewertung aber den Finanzministern. Die hatten am Dienstag eine Telefonkonferenz angehalten, jedoch nicht wie angekündigt eine Erklärung abgegeben. Morgen treffen sie sich erneut in Brüssel. Ob dann die dringend benötigten Hilfskredite freigegeben werden, ist offen. Dem Vernehmen nach steht Finanzminister Schäuble auf der Bremse.
ebo
12. Dezember 2012 @ 16:28
@melina Jetzt kommts raus: Athen braucht 1,29 Mrd. Euro mehr Kredit um den Rückkauf abzuschließen. Ob Schäuble da mitmacht?
marty
12. Dezember 2012 @ 16:27
@ebo & melina: Ja, diese ganze Aktion sieht in der Tat nicht sehr koscher aus. Angesichts des griechischen Schuldenstands handelt es sich bei den noch offenen 1,2 Milliarden allerdings nur um “Erdnüsse” …
@Johannes: Von “fallen lassen” kann bei Griechenland längst nicht mehr die Rede sein. Das Land liegt stark blutend am Boden. Na ja, man könnte ja jetzt immerhin aufhören, weiter auf das Land einzutreten.
Insgesamt ist diese ganze Schuldenstands-Reduzierungsmaßnahme nur eine riesige Nebelkerze. Was soll das Ganze denn bringen? Und vor allem: Was ist mit der griechischen Realwirtschaft? Wieso reden wir immer nur über Schuldenstände − und nie über Volkswirtschaften (oder gar Menschen)?
Ganz einfach: weil dies der Diskurs der neoliberalen Fanatiker ist. In Griechenland werden tagtäglich Firmen, Geschäfte, Existenzen und Familien zerstört. Immer mehr Pharmaunternehmen weigern sich, Medikamente nach Griechenland zu liefern (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/ausfuhrstopp-merck-liefert-krebsmedikament-nicht-mehr-an-griechische-kliniken-11948528.html ).
Doch die kleinkarierten Brüsseler Buchhalter kümmern sich lieber um abstrakte “Benchmarks” wie die Staatsschuldenquote. Als ob eine Reduzierung von “wahnsinnig hoch” auf “immer noch wahnsinnig hoch” irgendjemandem weiterhilft. − Und das Absurdeste daran: für die angestrebte Schuldenquote von 120% gibt es nicht den Hauch einer rationalen Begründung. Wenn man lange genug nachbohrt, kriegt man nur die verschämte Antwort: Na ja, Italien bewegt sich ja auch schon seit Jahren um die 120% … und hat’s bisher einigermaßen überlebt. − Realsatire!
Johannes
12. Dezember 2012 @ 14:44
Ach was, es wird gezahlt. Um jeden Preis wird gerettet. Tut doch beide nicht so, also ob GR fallen gelassen wird.
ebo
12. Dezember 2012 @ 13:22
@melina Weiteres Alarmsignal: die EU-Kommission wollte die Rückkaufaktion heute nicht kommentieren. Dabei ist sie Mitglied der Troika. Da ist was im Busch…
melina
12. Dezember 2012 @ 11:21
@ebo
Ich habe soeben gelesen, dass es mit den fehlenden 450 Mio nicht getan ist, denn der Rückkauf hat 1,2 Mrd mehr gekostet als geplant und woher diese kommen sollen, ist auch nicht klar. Ob das alles überhaupt so stimmt, wage ich zu bezweifeln, denn Stournaras hat zur Ehrlichkeit ein ebenso zerrüttetes Verhältnis wie Schäuble. Da stehen sich die beiden in nichts nach.
Dass Schäuble alles versuchen wird, die nächste Tranche zu torpedieren, ist wirklich nichts, was mich noch überraschen könnte. Man darf also gespannt sein, welche
Volten die Troika noch schlagen wird.