Asylstreit löst Krise in Belgien aus
Die flämischen Nationalisten haben mit dem Sturz der belgischen Regierung gedroht. Es geht um die Abschiebung von Flüchtlingen in den Sudan – und um die Autorität von Premier Michel.
Der liberale Regierungschef ist schon jetzt angeschlagen. Denn Michel sah tatenlos zu, wie sein für Asyl und Migration zuständiger Staatssekretär T. Francken von der flämischen N-VA patzte.
Francken hetzt nicht nur permanent gegen Asylbewerber und Flüchtlinge. Er schob auch Migranten in den Sudan ab, wo ihnen Folter und Tod droht. Deshalb wurde nun eine Untersuchung eingeleitet.
Doch diese Untersuchung dürfe nicht zum Rücktritt von Francken führen, warnt N-VA-Chef B. De Wever. Andernfalls würden sich seine flämischen Nationalisten aus der Regierung zurückziehen.
Das grenzt an Erpressung – und löst nun eine heftige Krise in Belgien aus. Nicht nur die linke Opposition steht Kopf – die Rede ist von „Geiselnahme“ der demokratischen Institutionen.
Auch die Christdemokraten werfen Michel vor, sich zur „Marionette“ der N-VA zu machen. Dem liberalen Premier fehle es zudem an Respekt für das föderale Parlament.
Wie es nun weitergeht, ist unklar. Die frankophone Tageszeitung „Le Soir“ spricht von einem „Ultimatum“ – und von einem unerträglichen Zynismus der flämischen Nationalisten.
Denn selbst, wenn sich herausstellen sollte, dass die aus Belgien abgeschobenen Migranten im Sudan gefoltert worden sind, wollen sie an „ihrem“ Staatssekretär Francken festhalten…
P.S. Übrigens fordert und fördert die EU die Abschiebung – auch in Krisenländer. Gerade kam die Meldung, dass Brüssel Rückführungen in den Irak vereinfachen will…
K.Anton
9. Januar 2018 @ 10:05
Was denn? Flüchtlinge, Asylbewerber oder (illegale) Migranten? Begriffe werden so verwendet, wie es gerade in den Kram passt. Von allen Seiten, übrigens.
Dabei sind diese Begriffe ganz klar gesetzlich definiert. Nur müsste man sich an die eigenen Gesetze bzw an die internationalen Abkommen halten. Aber das tut man nur, wenn es in den Kram passt oder wenn es um die „schweigende Mehrheit“ geht. Das wird böse enden.
ebo
9. Januar 2018 @ 10:26
Sie haben noch „illegale“ und „irreguläre“ Flüchtlinge vergessen. Es geht in der Tat durcheinander. Das liegt aber auch daran, dass die offiziellen Stellen keine klare Auskunft geben bzw. den Status noch nicht geklärt haben. In Belgien läuft ja nun eine Untersuchung. Vielleicht wissen wir danach mehr, ob die Sudanesen Anspruch auf Asyl oder subsidiären Schutz gehabt hätten. Folter ist in jedem Fall verboten…
Peter Nemschak
8. Januar 2018 @ 13:51
Solche Foltergeschichten werden wir noch öfter zu hören bekommen, manche echt und manche erfunden. Bisher haben sich wenige gefragt, warum wir Afghanen im wehrpflichtigen Alter nicht zurückschicken statt Familiennachzug zu gewähren. Diese jungen Männer könnten an der Seite ihrer Regierung gegen die Taliban kämpfen und das Land von ihnen befreien. Offenbar haben schon viele Menschen bei uns vergessen, dass gegen Ende der Naziherrschaft in Europa, geflüchtete Personen zurückgekommen sind, um im Untergrund unter Einsatz ihres Lebens gegen die Nazis zu kämpfen. Was in Belgien als Zynismus gegenüber Flüchtlingen geschildert wird, ist in Wahrheit eine innenpolitische Auseinandersetzung, bei der es um andere Dinge geht. Darin liegt der eigentliche Zynismus. Libyen geht auch nicht gerade zimperlich mit Migrationswilligen um und das mit Segen der EU.