Armes Litauen

Die litauische Präsidentin Grybauskaite erhält heute in Aachen den Karlspreis. Damit wird sie auch für ihren harten Sparkurs ausgezeichnet, mit dem sie ihr Land aus der Krise holte – angeblich. Denn in Wahrheit geht es Litauen schlecht.

Hier ein paar Fakten aus dem Land, das Kanzlerin Merkel und Kommissionschef Barroso gern als Kronzeugen für eine „gelungene“ Austeritätspolitik nennen:

  • Die Einkommen sind sehr niedrig; das durchschnittliche Monatseinkommen liegt bei 580 Euro – und das bei annhähernd so hohen Preisen wie in Deutschland (Lebensmittel)
  • Die Armut nimmt nach den Sozialkürzungen massiv zu, 33 Prozent der Litauer müssen mit Armuts- und Exklusionsrisiko leben (mehr sind es nur in Bulgarien und Rumänien);
  • Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mit 34 Prozent fast so hoch wie in den Krisenländern Südeuropas, Tendenz steigend
  • Die Lebenserwrtung ist extrem niedrig; 40 Prozent aller litauischen Männer sterben vor Erreichen des 65. Lebensjahrs – dies liegt u.a. an schlechter medizinischer Versorgung, Armut und hohen Selbstmordraten
  • Die Emigrationsrate ist mit 23,7 Prozent noch höher als im Auswandererland Irland; bei der „Abstimmung mit den Füssen“ verliert Litauen täglich.

Ich bin mal gespannt, ob diese traurige Realität in den Lobreden auf Frau Grybauskaite zur Sprache kommt. Die Laudatio hält ausgerechnet EU-Parlamentspräsident M. Schulz.

Der SPD-Politiker lässt sonst keine Gelegenheit aus, die einseitige Sparpolitik zu geißeln…

Quelle: Tomas Tomilinas /Studie für die Rosa-Luxemburg-Stiftung