Alle Krisen führen nach Rom

Die EZB nimmt italienische Banken unter die Lupe. Sie fürchtet eine neue Bankenkrise. Doch auch in der Ukraine-Russland- und der Flüchtlingskrise führen alle Wege nach Rom. Was ist da los?


[dropcap]D[/dropcap]ass irgend etwas nicht nach Plan läuft in Italien, merkten die EU-Politiker zuerst im Dezember. Premier Renzi blockierte die Verlängerung der Russland-Sanktionen, forderte eine politische Debatte.

Dazu kam es zwar nicht, doch ein Zeichen war gesetzt: Bis hierhin und nicht weiter. Kommissionschef Juncker und Kanzlerin Merkel könnten ihre Politik nicht länger ohne Italien machen.

Dann, beim EU-Gipfel, ging Renzi zum Angriff über. Er kritisierte die geplante North-Stream-Pipeline, die Deutschland mit russischem Gas versorgen soll. South Stream war von Brüssel verboten worden.

Der dritte Warnschuss kam beim Finanzministertreffen Mitte Januar. Renzi blockierte eine Milliardenhilfe für die Türkei, die Finanzminister Schäuble im Eilverfahren durchwinken wollte.

Und nun noch das: Die EZB nimmt italienische Banken unter die Lupe, sie fürchtet eine neue Krise. Renzi möchte ein Bad Bank gründen, doch bisher sagt die EU-Kommission Nein – schon wieder.

Wird Italien systematisch übergangen, gar benachteiligt? Probt Renzi den Aufstand gegen das deutsche Europa? Ringt er gar mit Merkel um die Führung in EUropa, wie „Politico“ vermutet?

Wir wissen es nicht, denn bisher schweigt Renzi über seine Absichten. Klar ist, dass Italien mehr und mehr zum Verlierer der Eu wird. Vor allem die Bankenkrise wird zur Gefahr – auch für Brüssel.

Ende 2015 verloren 130.000 Aktionäre und etwa 12.500 Anleihegläubiger fast 750 Millionen Euro. Auch Kleinsparer waren betroffen, ein verzweifelter Rentner nahm sich das Leben.

Seither ist man in Italien nicht mehr gut auf Juncker zu sprechen – und auf Merkel auch nicht. Alle Krisen führen nach Rom – wenn es dumm läuft, auch die nächste Eurokrise…

photo credit: #matteorisponde: Renzi su Twitter risponde ai cittadini via photopin (license)