Alarm in Euroland

„Die Warnlampen leuchten rot“

Pünktlich zum EU-Gipfel ist die Spannung in der Eurozone auf dem Höhepunkt. EZB-Chef Trichet warnt vor einer Eskalation der Schuldenkrise in Griechenland: „Die Warnlampen leuchten rot“, sagte er bei einer Krisensitzung des neuen Rats für Systemische Risiken. Eine scharfe Warnung kommt auch von der europäischen Bankenaufsicht EBA: Die Gefahr einer Pleite in Griechenland liege bei 36 Prozent; die Banken der Eurozone müssten sich auf den Ernstfall vorbereiten.

Heute Abend wollen sich die 27 Staats- und Regierungschefs beim Abendessen mit der Krise befassen. Beschlüsse sind trotz der alarmierenden Warnungen nicht geplant. Selbst der Vorschlag von Kommissionschef Barroso, Griechenland mit einer Soforthilfe von 1 Mrd. Euro aus dem Gemeinschaftsbudget etwas Luft zu geben, hat keine Chance: Bundeskanzlerin Merkel lehnt neue Finanzspritzen ab und will erst helfen, wenn die Regierung in Athen ein neues Spar- und Privatisierungsprogramm beschlossen hat.

Während die EU-Politiker wieder mal auf Zeit spielen (zumindest geben sie dies vor; vielleicht hecken sie ja auch schon neue Geheimbeschlüsse aus), verlieren die Bänker die Geduld. Die größte Gefahr gehe von der Wechselwirkung zwischen der Krise in Griechenland und dem europäischen Bankensystem aus, warnt Trichet. Genauso sieht das die Bankenaufsicht EBA: Die Banken sollten beim laufenden Stresstest auch den Ausfall von griechischen Staatsanleihen durchspielen, heißt es in Frankfurt.

Die Experten fürchten, ein Zahlungsausfall in Athen könnte Geldinstitute in ganz Europa in Schwierigkeiten bringen. In Deutschland sind die ehemalige HypoRealEstate, die Postbank, die Commerzbank und einige Landesbanken besonders exponiert. Auch französische Banken könnten leiden – sowie all jene, die mit griechischen Instituten verbandelt sind, denn die wären wohl als erste pleite.

Die französische Regierung hat bereits die Geldinstitute ins Gebet genommen. Offiziell ging es bei der Krisensitzung im Pariser Finanzministerium allerdings nur um die „freiwillige“ Beteiligung an neuen Hilfen für Griechenland. Auch die US-Administration ist alarmiert. Notbenbankchef Bernanke sagte, ein Zahlungsausfall in Athen könne das globale Finanzsystem erschüttern. „Ich denke, die Europäer sind sich der ungeheuren Bedeutung bewusst, die Situation in Griechenland zu lösen“, so der Fed-Chef in Washington.

Schön, dass wenigstens Bernanke noch an die EU glaubt…

 

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