Ach so, es gibt einen „Sogeffekt“?

Die Flüchtlingspolitik hat es aus dem Wahlkampf zurück in die EU geschafft. Plötzlich ist auch EU-Parlamentspräsident Tajani für eine Angleichung der Asylleistungen. Und plötzlich sprechen alle vom „Sogeffekt“.

Das ist bemerkenswert, denn seit dem Herbst 2015 war genau dieser „Sog“ bestritten worden – in Brüssel wie in Berlin. Deutschland sei kein Magnet, hieß es unisono – basta!

Ungarn hatte hingegen mit dem „Sog“ argumentiert, um seinen Grenzzaun zu rechtfertigen. Auch aus Polen kommt immer wieder der Hinweis, Deutschland ziehe die Menschen an.

Was ja an sich nichts Schlechtes ist. Die europäische Vormacht zieht nicht nur Asylbewerber, sondern auch qualifizierte Fachkräfte aus Osteuropa oder aus Griechenland und Spanien an – und profitiert davon.

Für die betroffenen EU-Länder ist dies ein größeres Problem als die „Sogwirkung“ bei Flüchtlingen. Denn sie bluten aus, während Deutschland von der Zuwanderung profitiert. Doch davon spricht keiner.

Denn es ist Wahlkampf, und da geht es „natürlich“ wieder um Flüchtlinge. Plötzlich geht es nicht nur darum, die deutschen, angeblich zu hohen Standards zu senken – sondern die gesamte EU auf deutsche Standards zu verpflichten.

So verstehe ich jedenfalls De Maizières (und Tajanis) Vorstoss. Doch genau wie 2015 dürften auch diesmal nur die wenigsten EU-Staaten „hurra“ schreien. Schon gar nicht die Osteuropäer…