5 Mythen zum #Greferendum
In deutschen Medien wird das griechische Referendum mit allerlei Mythen bemäntelt. Im Mainstream der falschen Live-Blogs (die meist nichts als Agenturticker sind) gehen viele wichtige Aspekte unter, hier eine kleine Auswahl.
1. Alle stehen wie ein Mann hinter Merkel: Falsch. Auszug aus einer Reuters-Meldung vom 1.7.:
Einheit der 18 Euro-Staaten zeigt Risse
* Merkel sieht vor Sonntag keine Einigungschance, Hollande schon
* Französische Sozialisten und Brüsseler Vertreter wollen Solidarität zeigen
2. Ein Grexit kostet Deutschland fast nichts: Falsch. Wieder Reuters vom 1.7.15:
Schäuble muss wegen Hellas-Drama höhere Zinsen zahlen
Heute kam dann noch das, diesmal von dpa:
Der Börsenwert von Bayer, Volkswagen, Daimler, Siemens und SAP verringerte sich um zusammen 22 Milliarden Dollar beziehungsweise vier Prozent.
3. Das “Angebot” der Gläubiger hätte das Schuldenproblem in Griechenland gelöst: Falsch. Wie erst jetzt bekannt wurde, sieht der IWF überhaupt keine “Schuldentragfähigkeit” mehr. 2020 werde der Schuldenberg immernoch 150 Prozent des BIP betragen. Nötig sei eine neue Finanzsspritze von mindestens 50 Mrd. Euro – und ein tiefer Schuldenschnitt.
4. Bei einem “Ja” kommt ein Schuldenerlass für Griechenland: Reine Spekulation. Eine dpa-Meldung vom 29.6.:
Merkel lehnt Schuldenschnitt für Athen ab
Erlasse man Athen jetzt die Schulden, würde dies an der Krise grundsätzlich nichts ändern. In zwei Jahren würde man wieder vor derselben Situation stehen, habe Merkel vor den SPD-Abgeordneten ausgeführt. Mir liegen zudem Dokumente aus der Eurogruppe vor, in denen die Bundesregierung folgende Position vertritt:
“Zudem sei die in dem (griechischen) Antrag geforderte Schuldenrestrukturierung nicht akzeptabel.”
5. Bei einem “Nein” kommt sofort der Grexit: Das ist eine Sch…hausparole, die offenbar Angst machen soll. Merkel will keinen Grexit, weil sie die geopolitischen Folgen fürchtet (die US-Präsident Obama und Nato-Generalsekretär Stoltenberg bei jeder Gelegenheit betonen). Frankreichs Hollande will ihn unbedingt verhindern.
Wenn man die Griechen loswerden will, dann muss es nach einem “Unfall” aussehen – und genau davon redet wer schon die ganze Zeit? Na, Sie wissen schon…
Mehr zum #Greferendum hier, zum Grexit hier, zur Eurokrise hier
S.B.
3. Juli 2015 @ 15:05
“Bei einem „Nein“ kommt sofort der Grexit: Das ist eine Sch…hausparole, die offenbar Angst machen soll.” – Der Grexit macht aus politischer Sicht nur den Sozialisten Angst, die GR deswegen ja auch unbedingt bis in alle Ewigkeit mit weiteren im Nichts verschwinden werdenden Milliarden pampern will. Mit dem Grexit ist nämlich der erste Schritt zur Demontage der EU gemacht. Und die EU steht nur für eins: Die Beseitigung der Nationalstaaten zum Zwecke der allgemeinen Gleichmacherei. Sozialismus 2.0. Echtbezeichnung: Transferunion; Tarnname: Solidarität. Dann hoffen wir mal, dass sich die Befürchtungen der Sozialisten schnellstmöglich bewahrheiten.
“Merkel will keinen Grexit, weil sie die geopolitischen Folgen fürchtet (die US-Präsident Obama und Nato-Generalsekretär Stoltenberg bei jeder Gelegenheit betonen).” – Wir wissen nicht genau, ob Merkel keinen Grexit will. Genau wissen wir aber, dass Obama keinen Grexit will und zwar aus geostrategischen Gründen. Und Merkel macht (muss machen?), was Obama sagt. Anruf genügt.
luciérnaga rebelde
3. Juli 2015 @ 15:04
Man könnte ja mal die Sache anders ansehen: die Griechen, oder vielmehr GR schulden in Theorie 320 md. Davon sind 150 md reale Schuld, der Rest sind Zinsen auf Zinsen auf mehr Zinsen.
Der Deutsche jammert dass er wieder zahlen muss: stimmt nicht, er bekommt nur weniger Dividenden auf seine Inversion, der Grieche aber muss eine Schuld, von der er nicht einmal profitiert hat, real zahlen, nachdem er schon einmal ausgehungert wurde.
Schuld an der ganzen Sauerei sind die Banken, die einerseits die Leute angefacht haben um zu inverstieren, und andererseits die allerseitige Korruption unterstützt haben.
Hinter Merkel, Cameron, Hollande, usf. stehen die Gläubiger, d.h. die Banken, die das Sagen haben.
Eine linkslägige Sicht? Nicht einmal, sondern nur realistisch und nicht manipuliert…
GS
4. Juli 2015 @ 01:51
Naja, ganz so einfach ist das dann ja wohl doch nicht. Klar, die Banken haben die Kredite vergeben. Aber diese wurden ja wohl auch nachgefragt und das bereitgestellte Geld wurde in irgendwas investiert. Die ursprünglichen Kredite dürften größtenteils in den Konsum geflossen sein. Das dabei eine völlige Verkennung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Landes zugrunde lag, ist etwas, was Gläubiger und Schuldner vereint.
Und bei dem Schuldenschnitt, den Griechenland jetzt bräuchte, geht es keinesfalls nur darum, dass die Deutschen und andere Gläubiger weniger Dividende bekommen, sondern ganz konkret um eine echte Absenkung der ausstehenden Forderungen.
Reinard
4. Juli 2015 @ 08:48
>> linkslägige Sicht? Ganz sicher nicht. Ohne Banken hätten wir das “Problem” tatsächlich nicht.